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Winfriedhaus Schmiedeberg

Bischöfliches Ordinariat
Bistum Dresden-Meißen

Zeitraum 2018
BGF 3.020 m²
Kosten 6,5 Mio. €
 
Wettbewerb 1. Platz
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Sanierung, Umbau und Erweiterung des Gesamtensembles

Das Areal des Winfriedhauses ist durch seine markante städtebauliche Lage auf einem langgezogenen Grundstück zwischen der Bundesstraße 170 und der Weißeritz mit dem steil dahinter aufsteigenden Berghang geprägt. Die zur Straße hin wirkenden Baukörper des Kapellenanbaus aus den Neunziger Jahren, der markante Giebel mit dem Fachwerkaltan und das sich traufständig anschließende Gebäude des ehemaligen Gasthofs bilden ein markantes Gebäudeensemble. Dessen Wirkung soll mit einer Neuordnung der Funktionen, einem Umbau und einer Sanierung des verbleibenden Gebäudebestandes erhalten und neu hinzukommenden Gebäudeteilen, die anstelle abgebrochener Bauwerksteile errichtet werden, in einer modernen Sprache neu formuliert werden. Dabei wird die aus mehreren Bauepochen stammende Grundform des Ensembles nach Abbruch der beiden nördlichen Gebäudeflügel und dem Erhalt und der Erweiterung des „Saalbaus“ mit dem markanten Fachwerkaltan fortgeschrieben.

Auf diese Weise wird das bekannte Gebäudeensemble neu interpretiert und durch die „gläserne Fuge“ der neu hinzukommende Gebäudeteil vom Altbestand abgesetzt.

Die formale Ausbildung des Neubaus mit einem an Dach und Wand identischen Deckungsmaterial und funktional gesetzten Fenster- und Türöffnungen prägt, zusammen mit der Bauform, bei der kein Trauf- und Ortgangüberstand die archetypische Gestalt verunklärt, ein modernes Erscheinungsbild der neuen Baukörper. Geplant ist eine Zonierung der Fassadenflächen mit einer robusten Putzfassade in der Erdgeschosszone und einer vorgehängten Titanzinkfassade im Obergeschoss, die gleichmäßig in die Dachdeckung übergeht. Damit soll die im Osterzgebirge charakteristische Fassadengliederung mit einem verputzten Erdgeschoss und einem verkleideten Obergeschoss in den Neubauten neu interpretiert werden. Zugleich wird die im Gebäudeensemble bereits bei der Kapelle verwendete Materialität wieder aufgegriffen. Mit der entstehenden Glasfuge zu dem wiederhergestellten axialsymmetrischen Fachwerkaltan und dem in seiner Form unangetasteten Anbau der Kapelle entsteht so ein Gebäudeensemble, das in sich harmonisch gewachsen ist, über verwandte oder gleiche Materialien verfügt und doch in seinen Teilen ablesbar Produkt seiner jeweiligen Entstehungszeit ist.

Das Konzept sieht vor, die Kapelle und den giebelständigen Gebäudeteil, den Saalbau, zu erhalten und eine bauliche Erweiterung nach Westen in Richtung Weißeritz vorzunehmen. Nach Norden hin schließen sich zwei zweigeschossige Baukörper mit einem ausgebauten Satteldach an, die einen eingeschossigen flachgedeckten Baukörper umschließen. An den nördlichen Enden der beiden Baukörper entstehen Treppenhäuser, ebenso in der westlichen Erweiterung des Saalbaus. In den östlichen Bestandsbaukörper des Saalbaus, unmittelbar hinter dem Fachwerkaltan, wird ein viertes Treppenhaus eingebaut, so dass mit den die vier Treppenräum verbindenden Fluren ein H-förmiges Wegesystem entsteht, das in jedem Geschoss sowohl eine komfortable Erschließungssituation als auch optimale Zonierungsmöglichkeiten in den Gebäudefunktionen ermöglicht. Die Anordnung der Treppenräume im Saalbau sichert darüber hinaus die sinnvolle Anbindung der auf unterschiedlichen Höhen liegenden Räume in den Obergeschossen des Bestandsbaus.

Der Haupteingang bleibt an seiner derzeitigen Stelle am Giebel des Saalbaus. Vom einem klar strukturierten und einladenden Foyer aus werden die neu geordneten Funktionen im Gebäude erschlossen. Dabei ergeben sich für die verschiedenen Nutzungsszenarien verschieden „schaltbare“ Raumfolgen, die nicht nur eine große Nutzungsflexibilität in den öffentlichen Bereichen sichern, sondern auch zugleich für die Unterkunfts- und Wohnbereiche ausreichend Rückzugsmöglichkeiten und Privatheit ermöglichen.

Mit dem Konzept des gegliederten Gesamtensembles soll eine ausgewogene Balance zwischen gemeinsamen zentralen Flächen und ruhigen Rückzugsorten geschaffen werden. Diese sind sowohl für die vielfältige gemeinschaftliche Nutzung von Gruppen „auf Zeit“ als auch für die längerfristig hier Lebenden konzipiert. Mit dem Entwurf soll dem Gebäude eine Atmosphäre eingeschrieben werden, die sowohl Einladung zur Gemeinschaft auf dem Weg, Offenheit zur Begegnung, aber auch Ruhepunkt und Rückzugsraum in ihrer Wirkung nach innen und nach außen signalisiert. Die Differenzierung von Räumen - vom großen Zentrum mit Saal, Cafeteria, Mensa über die kleinen Zentren und Gruppenräumen in den Geschossen, bis hin zu den privaten Aufweitungen in den Fluren - sind Wesenszug des Entwurfs.